Wieviel Müll produziert Deutschland und was passiert damit?
Von Haupt-Ref Tobi
English version below
Müll ist ein so alltägliches Phänomen, dass wir es selbst kaum noch bewusst wahrnehmen.
Abfälle fallen an. Jeden Tag. Man isst/trinkt mal eben etwas und wenn man nicht gerade auf einen müllfreien Lebensstil achtet, zack hat man Abfall.Vom Sticker auf dem Apfel bis zur Getränkedose oder gar dem Einwegfass Bier. Aber so schnell der Müll kommt, so schnell geht er wieder – er verschwindet in der Mülltonne und ist dann weg. (Wer parallelen zu “Die Wurst kommen aus dem Supermarkt” sieht – ja, die Grenzen unserer Wahrnehmung sind faszinierend.)
Wir werden uns heute erstmal um groben mit dem Anfall und Verbleib von Müll beschäftigen, in den nächsten Tag folgt dann noch ein Artikel zu Umweltauswirkungen, zu Verpackungsmüll und am Wochenende werden wir Euch ein paar Tipps zur Müllvermeidung geben. Also lasst uns zunächst einen kurzen Blick auf die schiere Masse werfen.
50 260 000 t Siedlungsabfälle sind in Deutschland 2018 statistisch erfasst worden. (Aufkommen an Haushaltsabfällen, DeStatis: Abfallbilanz). Das sind pro Einwohner:in ca. 1,65 kg Siedlungsabfälle täglich. Deutschland gehört damit zu den größten Müllproduzenten in der EU. Nicht berücksichtigt sind hierbei aber die ganzen weiteren Abfälle wie z. B. Bauschutt (228 120 000 t in 2018), sodass alle Müllarten zusammen 417 197 000 t ergeben – also etwa 13,8 kg pro Einwohner und Tag. Wer sich genauer mit den Mengen der verschiedenen Müllarten auseinandersetzen möchte, kann hierzu die Abfallbilanz 2017 lesen, da die Bilanz für 2018 noch nicht erschienen ist.
Jetzt lieber zur Frage: “Und was passiert damit?”
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz definiert in § 6 eine Abfallhierarchie:
(1) Maßnahmen der Vermeidung und der Abfallbewirtschaftung stehen in folgender Rangfolge:
- Vermeidung,
- Vorbereitung zur Wiederverwendung,
- Recycling,
- sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung,
- Beseitigung.
Dabei sollen aber diejenigen Maßnahmen Vorrang haben, “die den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen unter Berücksichtigung des Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzips am besten gewährleisten”.
Obwohl die Müllvermeidung sogar per Gesetz an oberster Stelle steht, werden die Abfälle immer mehr und nicht weniger. Da in unserem Alltag hauptsächlich sogenannte Siedlungsabfälle anfallen, möchte wir uns damit genauer auseinandersetzen.
“Als Siedlungsabfall bezeichnet man Abfälle aus privaten Haushalten und vergleichbaren Einrichtungen, zum Beispiel Abfälle aus Arzt- und Rechtsanwaltspraxen, Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie hausmüllähnliche Abfälle aus Gewerbe und Industrie. Ferner gehören zu den Siedlungsabfällen auch Sperrmüll, Marktabfälle, Straßenkehricht, Bioabfälle sowie getrennt erfasste Wertstoffe wie Glas und Papier.” (Quelle: https://www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/siedlungsabfaelle/)
Abfälle erfahren verschiedene Behandlungsweisen, die sich in Beseitigungsverfahren und Verwertungsverfahren einteilen lassen. Hauptsächlich werden Abfälle in Deponien abgelagert oder energetisch oder stofflich verwertet. Teilweise benötigen sie vor der Ablagerung auch noch eine Behandlung, um ihre Gefährlichkeit zu reduzieren.
In der Abfallbilanz 2018 wird eine Verwertungsquote von 98% für Siedlungsabfälle angegeben – das klingt zunächst großartig, aber was bedeutet das? 15,6 Mt (1 Megatonne = 1 Mio Tonnen = 1 Mrd. kg) werden energetisch verwertet, 33,7 Mt werden stofflich verwertet.
Energetische Verwertung
Energetische Verwertung bedeutet in der Regel, dass mit dem Abfall Wärme und/oder Strom erzeugt werden. Hiervon ist vor allem die Fraktion “Hausmüll” betroffen (ca. 85% der energetisch verwerteten Siedlungsabfälle sind “Hausmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle”). So speisen Müllverbrennungsanlagen häufig in lokale und regionale Fernwärmenetze ein und stellen so einen Teil der Wärmeversorgung sicher, dabei können fossile Energieträger eingespart werden. Bilanziell wird erzeugte Energie aus der Müllverbrennung als 50% regenerativ gewertet, da zumindest ein Teil des Mülls aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Das ist natürlich besser als die Verbrennung von Erdöl oder anderen fossilen Energieträgern, Wärme kann aber bekanntlich auch regenerativ erzeugt werden. Ein wesentlicher Grund für die Verbrennung von Hausmüll ist, dass auf Deponien nur Abfälle mit weniger als 5% organischen Anteilen eingelagert werden dürfen, da höhere Anteile ein Sicherheitsrisiko (Brandgefahr, Bildung giftiger Stoffe) darstellen. Außerdem reduziert sich das Volumen erheblich (auf ca. 30%) und die Verbrennungsrückstände können z.T. auch als Füllstoffe im Straßenbau genutzt werden und es besteht die Möglichkeit der Gewinnung von REA-Gips und Salzsäure, die anschließend ebenfalls genutzt werden können. Auch wenn es intuitiv zunächst absurd klingt – aber die Verbrennung von Hausmüll scheint nach unserer Recherche auch für die Umwelt die beste Entsorgungsmethode zu sein, wenn eine stoffliche Verwertung nicht mehr möglich ist. Dennoch – am besten wäre es aber natürlich, wenn möglichst kein Restmüll mehr anfallen würde.
Stoffliche Verwertung
Die stoffliche Verwertung bezeichnet die Wiederverwendung und Recycling. Die Wiederverwendung ist dabei der nachhaltigere Weg, da sie einen geringeren Energie- und Arbeitsaufwand darstellt und die Produkte in der Regel nicht abgewertet werden. Während die Wiederverwendung zum Beispiel bei Sperrmüll oder Textilien umgesetzt werden kann – in immer mehr Städten werden intakte Möbel durch Entsorger eingesammelt und z.B. in Sozialkaufhäusern günstig veräußert – werden vor allem Glas, Papier und getrennt gesammelter Biomüll in aller Regel recycled. Recycling bedeutet dabei, dass die Stoffe wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden – der Grundidee einer Kreislaufwirtschaft.
Beim “Recycling” werden die Stoffe aufbereitet und wiederverwendet, hierfür ist in der Regel ein gewisser Einsatz von Energie und Arbeit notwendig. Während das Recycling von separat gesammelten Stoffen wie Glas, Papier und Biomüll, aber zum Teil auch bei sortenreinen Kunststoffen sehr gut funktioniert, werden andere Stoffe in diesem Prozess abgewertet. Insbesondere das Recycling von Verpackungsstoffen führt aufgrund der Vielzahl verschiedener Stoffe immer noch zu Schwierigkeiten und/oder ist mit einem hohen Energie- und Arbeitsaufwand verbunden.
Zu guter letzt muss aber festgehalten werden, dass die vermeintliche Verwertungsquote für Siedlungsabfälle von 98% auch immer kritisch betrachtet werden muss. Berichte von exportiertem Elektroschrott, Rest- und Verpackungsmüll finden sich zuhauf. Die Folgen sind eine gesundheitliche Schäden der Bevölkerung in ärmeren Ländern sowie eine Schädigung der jeweiligen Umwelt. Nicht ohne Grund haben bereits erste Länder Importstoppe für Müll verhängt. Es wird Zeit, selbst Verantwortung für den ganzen Müll zu übernehmen, den man so produziert. Auch hier zeigt sich wieder Absatz 1 der Abfallhierarchie: Müllvermeidung ist immer noch der beste Umgang mit Müll.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abfallrecht_(Deutschland)
https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/__6.html
https://www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/
How much waste does Germany produce and what happens to it?
By Haupt-Ref Tobi
Garbage is such an everyday phenomenon that we are hardly aware of it ourselves.
Waste is produced. Every day. You just eat/drink something and if you don’t pay attention to a garbage-free lifestyle, you’ll have garbage in no time at all – from the sticker on the apple to the beverage can or even the one-way barrel of beer. But as fast as the garbage comes, as fast it goes again – it disappears in the garbage can and is then gone. (If you see parallels to “The sausage comes from the supermarket” – yes, the limits of our perception are fascinating).
Today we’ll first deal roughly with the accumulation and whereabouts of garbage, the next day we’ll have an article on environmental effects, packaging waste and on the weekend we’ll give you some tips on how to avoid garbage. So let’s first have a quick look at the sheer mass of waste.
50 260 000 t of municipal waste have been statistically recorded in Germany in 2018. (Volume of household waste, DeStatis: waste balance sheet). That is per inhabitant:in approx. 1.65 kg of municipal waste daily. This makes Germany one of the largest waste producers in the EU. This does not include all other waste such as building rubble (228 120 000 t in 2018), so that all types of waste together amount to 417 197 000 t – or about 13.8 kg per inhabitant per day. Anyone wishing to take a closer look at the quantities of the various types of waste can read the 2017 waste balance sheet, as the balance for 2018 has not yet been published.
Let’s move on to the question: “And what happens to it?”
The Recycling Management Act defines a waste hierarchy in § 6:
(1) Prevention and waste management measures are ranked in the following order:
- Avoidance,
- Preparation for reuse,
- Recycling,
- other recovery, in particular energy recovery and backfilling,
- Elemination.
However, priority should be given to those measures “which best ensure the protection of man and the environment in the generation and management of waste, taking into account the precautionary and sustainability principles”.
Although waste avoidance is the top priority, even by law, waste is becoming more and more, not less. Since our everyday life mainly produces so-called municipal waste, we would like to take a closer look at this.
“Municipal waste” refers to waste from private households and comparable institutions, for example waste from doctors’ and lawyers’ practices, administrative buildings, schools, kindergartens, hospitals and nursing homes as well as waste similar to household waste from trade and industry. Furthermore, municipal waste also includes bulky waste, market waste, street sweepings, biowaste and separately collected recyclable materials such as glass and paper. (Source: https://www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/siedlungsabfaelle/)
Waste undergoes various types of treatment, which can be divided into disposal operations and recovery operations. Waste is mainly deposited in landfills or recycled for energy or materials. In some cases, they also require treatment prior to disposal to reduce their hazardousness.
In the 2018 waste balance sheet, a recycling rate of 98% for municipal waste is stated – that sounds great at first, but what does it mean? 15.6 Mt (1 megaton = 1 million tons = 1 billion kg) will be energetically recycled, 33.7 Mt will be materially recycled.
Energetic utilization
Energy recovery usually means that the waste is used to generate heat and/or electricity. The “household waste” fraction is particularly affected by this (approx. 85% of municipal waste that is energetically recovered is “household waste, household-type commercial waste”). Thus waste incineration plants often feed into local and regional district heating networks and thus ensure a part of the heat supply, thereby saving fossil fuels. In terms of the balance sheet, energy generated by waste incineration is considered 50% renewable, since at least part of the waste consists of renewable raw materials. This is of course better than burning crude oil or other fossil fuels, but heat can also be produced regeneratively. One of the main reasons for the incineration of household waste is that only waste with less than 5% organic content may be deposited in landfills, as higher percentages represent a safety risk (fire hazard, formation of toxic substances). In addition, the volume is considerably reduced (to approx. 30%) and the incineration residues can be used as fillers in road construction and there is the possibility of obtaining FGD gypsum and hydrochloric acid, which can also be used afterwards. Even if it intuitively sounds absurd at first – but according to our research, the incineration of household waste seems to be the best disposal method also for the environment, if material recycling is no longer possible. Nevertheless, it would of course be best if no more residual waste were to be produced.
Material recycling
Material recovery refers to reuse and recycling. Reuse is the more sustainable way, as it requires less energy and labour and the products are generally not devalued. While reuse can be implemented, for example, with bulky waste or textiles – in more and more cities intact furniture is collected by waste disposal companies and sold at low prices, for example in social department stores – glass, paper and separately collected organic waste in particular are generally recycled. Recycling here means that the materials are returned to the material cycle – the basic idea of a circular economy.
In “recycling”, the materials are processed and reused; this usually requires a certain amount of energy and work. While the recycling of separately collected materials such as glass, paper and organic waste, but to some extent also of single-variety plastics, works very well, other materials are devalued in this process. In particular, the recycling of packaging materials still leads to difficulties due to the large number of different materials and/or is associated with a high energy and labour input.
Last but not least, it must be noted that the supposed recycling rate of 98% for municipal waste must always be viewed critically. Reports of exported electronic waste, residual and packaging waste are abundant. The consequences are damage to the health of the population in poorer countries and damage to the environment. It is not without reason that the first countries have already imposed a ban on waste imports. It is time to take responsibility for all the waste that is produced. Again, paragraph 1 of the waste hierarchy shows: waste avoidance is still the best way to handle waste.
Sources
https://de.wikipedia.org/wiki/Abfallrecht_(Deutschland)
https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/__6.html
https://www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/
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