Verpackungsmüll
von Haupt-Ref. Tobi
English version below
Heute geht es um Verpackungsmüll. Wieviel entsteht davon, wo entsteht er und was passiert dann mit ihm? Bekanntlich werden Wertstoffe über gelbe Säcke, Papiertonnen, Glascontainer usw. getrennt gesammelt. Man hört immer wieder, dass es doch sowieso alles zusammengeworfen und verbrannt werden würde. Aber ist das denn wirklich so?
2017 fielen stolze 18 723 200 t Verpackungsabfälle in Deutschland an. Das sind pro Einwohner:in und Tag immerhin 0,62 kg, eine beeindruckende und erschreckende Menge. Mit Blick auf die Entwicklung geht der Trend auch seit Jahren zu immer mehr Verpackungsmüll. Eine entsprechende Publikation des Umweltbundesamtes enthält hierzu sehr aufschlussreiche Statistiken, die auch den zeitlichen Verlauf darstellen.
Aber was genau passiert dann mit den ganzen Verpackungen? Verbrennen? Deponieren? Oder etwa wiederverwerten?
In Deutschland werden Verpackungen über das Verpackungsgesetz von 2019 geregelt. Einen ersten Vorläufer hatte es in der Verpackungsverordnung von 1991, die auch mehrfach angepasst und überarbeitet worden ist. Das Ziel der Verpackungsverordnung ist die Reduzierung schädlicher Umweltauswirkungen u.a. durch kontrollierte bzw. regulierte Entsorgung und Verwertung von Verpackungsabfällen.
Über das Verpackungsgesetz ist zum Beispiel die getrennte Sammlung von gemischten Siedlungsmüll und Verpackungsabfällen vorgeschrieben. Außerdem sind dort in § 16 folgende Quoten für die Vorbereitung zur Wiederverwendung oder dem Recycling vorgeschrieben – also nix mit “es wird eh alles zusammen verbrannt”. Die Quoten für die verschiedenen Fraktionen sind:
Glas: 80 %, ab dem 01.01.2022 90%
Papier, Pappe und Karton: 85 %, ab dem 01.01.2022 90%
Eisenmetalle: 80 %, ab dem 01.01.2022 90%
Aluminium: 80 %, ab dem 01.01.2022 90%
Getränkekartonverpackungen: 75 %, ab dem 01.01.2022 80%
sonstige Verbundverpackungen: ab dem 01.01.2022: 70 %
Kunststoffe sind zu 90% einer Verwertung zuzuführen, davon zu mind. 65% bzw. ab dem 01.01.2022 zu mind. 70% einer wertstofflichen Verwertung. (Wir erinnern uns an Tag 1: Die Alternative zur wertstofflichen Verwertung ist die thermische Verwertung.)
Mit Blick auf die Statistik (S. 184) waren die Quoten bereits 2017 zum großen Teil erfüllt, vor allem bei den Kunststoffen ist diese Quote (2017: 49,7%) aber noch nicht erreicht. Aber auch hier möchten wir nochmal an Tag 1 erinnern: Abfälle werden gerne auch exportiert und dort unter fragwürdigen Bedingungen “verwertet”. Das politische Ziel muss also eine Verwertung in Europa oder direkt in den verursachenden Ländern sein, die Einhaltung von Menschenrechten sowie Arbeits- und Umweltstandards ist sicherzustellen.
(Hinweis: Gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz § 3 (25) ist Recycling definiert als “jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.”)
Werfen wir aber nochmal einen Blick auf Verpackungen unter Berücksichtigung der Abfallhierarchie. Am besten ist Vermeiden, als nächstes kommen die Wiederverwendung und dann das Recycling und anschließend die sonstige Verwertung und Entsorgung von Abfällen. Das ist uns Verbraucher:innen zwar in aller Regel bewusst, aber dennoch kaufen wir immer wieder mit Verpackungen. Zum Teil lassen sich Dinge nicht oder nur sehr schwer unverpackt kaufen, aber häufig haben wir eine gewisse Auswahl – zumindest zwischen der Menge der Verpackung. Ist es sinnvoll, wenn die Süßigkeiten in der großen Verpackung nochmal in weiteren kleinen Verpackungen eingepackt sind? Meistens nicht. Aber hierzu haben wir noch eine kleine Tips & Kniffe-Sammlung erstellt, die wir Euch am Wochenende präsentieren werden.
Jetzt kommen wir zur Frage: Einweg- oder Mehrwegflaschen?
Häufig hört man in Diskussionen, dass Einwegflaschen viel besser wären als Mehrwegflaschen, dass sie also “nachhaltiger” wären. Nein, das sind sie nicht. Allerdings stellt sich dann noch die Frage, ob Mehrwegflaschen aus Glas oder aus Kunststoff besser sind. Tatsächlich ist diese Frage auch gar nicht so leicht zu beantworten, da verschiedene Aspekte betrachtet werden müssen.
Das ganze wurde vom Umweltbundesamt sehr umfassend betrachtet, dabei ist diese Unterlage erstellt worden. Hier findet Ihr Vergleiche zwischen verschiedenen Verpackungsarten. Wir empfehlen Euch aber vorher unbedingt nachzulesen, welche Studie in der Unterlagen von wem beauftragt worden ist; diese Informationen sind ab Seite 63 dargestellt.
Wir haben hierzu exemplarisch eine Betrachtung erstellt. Das Ziel ist die verständliche Darstellung der Ansätze, nicht aber die Erfüllung wissenschaftlicher Kriterien.
Energetisch (CO2-Ausstoß): Bei langen Transportstrecken sind Kunststoffflaschen im Vergleich zu Glasflaschen nachhaltiger, da die geringere Masse bei mehreren Hundert Kilometern relevante Auswirkungen auf den Energiebedarf beim Transport hat. Bei einem regionalen Vertrieb und Wiederaufbereitung und -befüllung sind hingegen Glasflaschen eher überlegen, da sie nach einmaliger Produktion sehr häufig wiederverwendet werden können. An dieser Stelle aber auch die Bitte, einfach mal darüber nachzudenken, ob man wirklich Getränke von weit weit weg benötigt. Zumindest bei Wasser sollte der Wasserhahn ja reichen 🙂
Ressourcen: Kunststoffflaschen basieren (noch) auf Erdöl, auch wenn Kunststoffe auch auf synthetischer Pflanzenbasis erzeugt werden können. Hier wäre dann natürlich das Konfliktfeld Nahrungsmittelproduktion vs. Kohlenstoffwirtschaft anzuführen, das man bereits aus dem Bereich der Energiepflanzen kennt. Kunststoffflaschen lassen sich auch nur bedingt hochwertig recyclen, obwohl die Methoden tatsächlich besser werden. Derzeit ist die Wiederverwertung von Glas aber deutlich besser, die oben genannten Recyclingquoten sprechen für sich. Und hey, eine Glasflasche kann bis zu 50 Mal, eine Kunststoffflasche in der Regel nur bis zu 25 Mal wiederverwendet werden, bevor es ins Recycling geht.
Mein persönliches Fazit: Getränke aus der Region in Glasflaschen sind für mich nach Möglichkeit zu bevorzugen. Sollten Getränke von weiter weg kommen, lässt sich die Frage nicht eindeutig beantworten, da energetische und ressourcenorientierte Ansätze verschiedene Richtungen aufzeigen.
Die oben genannte Unterlage des Umweltbundesamtes zeigt übrigens eine Überlegenheit von Mehrweg-PET gegenüber den anderen Verpackungsarten.
statistische Trends bei Mehrwegverpackungen von Getränken:
Packaging waste
by Haupt-Ref. Tobi
Today it is all about packaging waste. How much of it is produced, where does it come from and what happens to it? As is well known, recyclable materials are collected separately via yellow bags, paper bins, glass containers, etc. One hears again and again that it would all be thrown together and incinerated anyway. But is that really so?
In 2017, a proud 18,723,200 tonnes of packaging waste were generated in Germany. That is 0.62 kg per inhabitant per day, an impressive and frightening amount. In view of this development, the trend has been towards more and more packaging waste for years. A corresponding publication of the Federal Environment Agency contains very informative statistics on this, which also show the development over time.
But what exactly happens to all this packaging? Incineration? Landfill? Or perhaps recycling?
In Germany, packaging is regulated by the Packaging Act of 2019. It had a first precursor in the Packaging Ordinance of 1991, which has also been adapted and revised several times. The aim of the Packaging Ordinance is to reduce harmful environmental impacts, among other things, by means of controlled or regulated disposal and recycling of packaging waste.
For example, the Packaging Act stipulates the separate collection of mixed municipal waste and packaging waste. In addition, § 16 also prescribes the following quotas for preparation for re-use or recycling – so no more of the „everything is incinerated together anyway“ rule. The quotas for the different fractions are
Glass: 80%, from 01.01.2022 90%
Paper, cardboard and paperboard: 85 %, from 01.01.2022 90%
ferrous metals: 80 %, from 01.01.2022 onwards 90
Aluminium: 80 %, from 01.01.2022 onwards 90
Beverage carton packaging: 75 %, from 01.01.2022 80%
other composite packaging: from 01.01.2022: 70 %.
90% of plastics are to be recycled, of which at least 65% or, from 01.01.2022, at least 70% are to be recycled. (Remember day 1: The alternative to material recycling is thermal recycling).
Looking at the statistics (p. 184), the quotas were already largely met in 2017, but for plastics in particular this quota (2017: 49.7%) has not yet been reached. But here too we would like to remind you of day 1: waste is also gladly exported and „recycled“ there under questionable conditions. The political objective must therefore be recycling in Europe or directly in the countries where the waste is produced, and compliance with human rights and labour and environmental standards must be ensured.
(Note: According to the Closed Substance Cycle and Waste Management Act § 3 (25), recycling is defined as „any recovery operation by which waste is processed into products, materials or substances either for the original purpose or for other purposes; it includes the processing of organic materials, but not energy recovery and processing into materials intended for use as fuel or for backfilling“).
But let us take another look at packaging, taking into account the waste hierarchy. Prevention is best, followed by reuse and then recycling and then other recovery and disposal of waste. We consumers are generally aware of this, but we still buy with packaging. In some cases, things cannot be bought unpackaged or are very difficult to buy unpackaged, but we often have a certain choice – at least between the amount of packaging. Does it make sense if the sweets in the big package are again packed in additional small packages? Mostly not. But for this we have created a small collection of tips & tricks which we will present to you on the weekend.
Now we come to the question: disposable or returnable bottles?
It is often heard in discussions that disposable bottles are much better than reusable bottles, that they are more „sustainable“. No, they are not. However, the question then arises as to whether returnable bottles made of glass or plastic are better. In fact, this question is not so easy to answer, as various aspects have to be considered.
The Federal Environment Agency has taken a very comprehensive look at the whole issue and has produced this document. Here you can find comparisons between different types of packaging. However, we strongly recommend that you first read up on which study in the documentation was commissioned by whom; this information is presented from page 63 onwards.
We have provided an example of this study. The aim is to present the approaches in an understandable way, but not to meet scientific criteria.
In terms of energy (CO2 emissions): for long transport distances, plastic bottles are more sustainable than glass bottles, as the lower mass over several hundred kilometres has a relevant impact on the energy required for transport. By contrast, glass bottles are more superior for regional distribution and for reprocessing and refilling, as they can be reused very often after a single production run. At this point, however, we would also like to ask you to simply think about whether you really need drinks from far away. At least with water the tap should be enough 🙂
Resources: Plastic bottles are (still) based on petroleum, although plastics can also be produced on a synthetic plant basis. Here, of course, the area of conflict between food production vs. carbon economy, which is already known from the field of energy plants, should be mentioned. Plastic bottles can also only be recycled to a limited extent in terms of quality, although the methods are actually improving. At present, however, the recycling of glass is much better, and the recycling rates mentioned above speak for themselves. And hey, a glass bottle can be reused up to 50 times, a plastic bottle usually only up to 25 times, before it goes for recycling.
My personal conclusion: I prefer regional drinks in glass bottles wherever possible. If drinks come from further afield, the question cannot be answered unambiguously, as energy and resource-oriented approaches point in different directions.
Incidentally, the above-mentioned document from the Federal Environment Agency shows a superiority of reusable PET over other types of packaging.
Statistical trends in reusable beverage packaging:
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